10.05.09 Abreise (724 km)
Um 08.00h geht’s los. Also, soll es los gehen. Bis wir noch sieben Mal durchs Haus gegangen sind, um zu schauen, ob nun wirklich alles eingepackt und abgestellt ist, ist es natürlich 08.30h, aber das ist noch in der Toleranz. Die Nebel lichten sich, die Sonne scheint. Bei Luzern machen wir schon die erste Pause - Frühstück. Es gibt ein wunderbares Birchermüesli und einen feinen Zopf bei Mövenpick.
Die nächste Pause gibt es in Chiasso. Ich habe letzten Freitag mein Handy liegen lassen und komme es nun abholen. So habe ich Gelegenheit Pius das Büro zu zeigen, wo ich letzte Woche gearbeitet habe. Auf der Dachterrasse essen wir zu Mittag (Äpfel und Brezel) und trinken den ersten italienischen Espresso.
Die Weiterfahrt über Milano nach Bologna ist ziemlich trostlos. Besser wird es, als wir über das Apeningebirge fahren und dann sind wir auch schon in der Toscana: schöön!
Hier blüht der Jasmin, hmmmm wie der duftet! Mir ist schon ganz schwindlig vom vielen schnüffeln, hmmm, fein!
Eigentlich war geplant, dass wir heute bis nach Orvieto fahren. Wir hatten doch letzten Herbst in Assisi so einen tollen Wein gekauft, der aus Orvieto kam, mit dem wollen wir dieses Jahr unseren Weinkeller im Camper bestücken. Wir haben nur 4 Flaschen Wein von zu Hause mitgenommen, wenn wir in Orvieto keinen kriegen, wird es eng. Also bis nach Orvieto sind wir nicht gekommen und das ist gut so, wir hätten sowieso nicht morgen früh als erstes Wein kosten wollen. Als Pius langsam die Augen schwer werden, schauen wir auf der Karte (extra für WoMo-Reisende) nach: in Lucignano soll es einen Stellplatz für Wohnmobile geben. Das ist bereits nach Arezzo, etwa eine Stunde von Orvieto entfernt. Wenn wir morgen nicht allzu früh aufbrechen, sollten wir vor 12.00h in Orvieto sein, die richtig Zeit für eine Degustation und das mit dem Nicht-allzu-früh-aufbrechen sollten wir auch so knapp hin bekommen.
Dieses Lucignano ist wirklich ein hübscher Zufallstreffer. Es liegt etwas erhöht und vom Stellplatz hat man eine wunderbare Sicht über das Tal. Auch hier blüht ein Jasmin und wir sind von Olivenbäumen umgeben, es ist herrlich.
Zum Abendessen gibt es gegrillten Speck, Kalbsbratwürste und grüne Spargeln. Die Luft ist angenehm warm. Das essen durftet so gut, dass unsere Nachbarn flüchten. Wir dachten erst, die hätten Hunger bekommen und gingen jetzt essen, aber nein, sie hatten schon gegessen, aber da unser Essen so gut duftete gingen sie einen Spaziergang machen, bis sich der Wasserstand in ihrem Mund wieder geregelt hat.
Nach dem Essen geht Pius das Städtchen erkunden. Da es doch noch ein Stück den Berg rauf geht, bleibe ich zu Hause und schreibe Tagebuch. Mein Fuss ist noch nicht auf Bergsteigen eingestellt.
Es hat viele Mücken, morgen werde ich aussehen wie ein Streuselkuchen. Pius hat wunderschöne Bilder vom Städtchen mitgebracht. Das erste Gelato Italiano hat er auch schon genossen (und das wagt er mir zu erzählen! Ich bin gar nicht neidisch, nein bin ich nicht).
[attachment=1]
- 0510 Luncignano.jpg
- (69.93
11.05. Argillae (388 km)
Oje, schön ist das Plätzchen ja, aber die Strasse ist nicht zu unterschätzen. Nein, eine Woche würden wir hier nicht bleiben.
Oh, der Morgen ist herrlich! Die Sonne scheint und im Tal lichten sich langsam die Nebel. Es ist 06.30h, wir müssen wieder das Oberlicht über dem Bett abdichten, es ist viel zu hell. Wir möchten nicht die ganzen Ferien um 06.00h geweckt werden, als wenn wir zur Arbeit müssten.
Wir geniessen das Frühstück bei warmen Sonnenstrahlen und einer tollen Aussicht, aber dann müssen wir doch langsam aufbrechen, wir haben ja noch eine Mission zu erfüllen.
In Fabro verlassen wir die Autobahn und folgen der Wegbeschreibung, die wir im Internet gefunden haben. Unser Ziel ist das Weingut Argillae. Wir fahren den Berg hoch, das ist wirklich nett, wir kommen durch verschlafene Dörfer, an grünen Feldern und Olivenhainen vorbei, überall blüt es und der Himmel ist tief blau. Da müsste doch irgendwo einmal ein Wegweiser nach „Argillae“ kommen. Es kommt einer nach Allerona, aber das stand nicht in der Beschreibung, also denken wir, das Weingut ist ausserhalb und fahren weiter und weiter und plötzlich sind wir in Orvieto. Hm, wie es scheint sind wir vielleicht eventuell möglicherweise daran vorbei gefahren…
Nun hätten wir natürlich ein Navi, aber in Italien ist das so eine Sache. Wir haben Allerona eingegeben, aber das Navi will nach Bologna. Dann haben wir die Postleitzahl eingegeben, aber das Navi will immer noch nach Bologna. Unser Allerona ist aber definitv nicht in Bologna, also: Navi ist disqualifiziert, wir machen es auf die gute alte Pfadfinderart.
Wir wenden und entscheiden uns, doch Richtung Allerona zu fahren, auch wenn das gar nicht auf der Wegbeschreibung steht. Oh, nächste Überraschung: Höchsthöhe für diese Strasse 3,20m. Unser Camper ist 3,15m, hoffentlich stimmt diese Angabe. Siehe da, da ist ein Wegweiser nach Argillae, „jaa, es gibt es, es gibt es...“. Wir folgen der Strasse, die endet an einem Waldweg. Da unten ist ein Bauernhof, das wird es wohl sein. Soweit wird unser WoMo wohl kommen. Natürlich kommt uns auf halbem Weg ein Auto entgegen, der Postbote. Da gibt es nichts, der muss zurück. Endlich angekommen. Jetzt muss der Wein aber gut sein, sonst hat sich das gar nicht gelohnt.
Schon kommt uns der Hausherr entgegen. Der denkt wohl, wir hätten uns verfahren. Wir fragen nach seinem Wein und seine Miene hellt sich sofort auf. Wir werden in die neue Cantina geführt. Er macht 3 Weissweine und nur einen Rotwein, den Sinuoso. Der Weisswein ist nicht schlecht, aber da wir lieber Rotwein trinken, mag er uns verzeihen, dass uns sein Weisswein nicht aus den Socken wirft. Er schenkt uns den Rotwein ein. Ich erzähle ihm, dass wir keinen Wein mit in die Ferien mitgenommen hätten, weil wir uns hier bei ihm eindecken wollten, wenn uns jetzt dieser Wein nun nicht schmecke, hätten wir ein Problem. Er schmeckt uns. Wir erzählen noch die Story, wie wir in Assisi seinen Wein kennen gelernt hätten und er ist völlig aus dem Häuschen. Er zeigt uns noch seinen Weinkeller und wir dürfen von seinem neuen Barriquewein probieren. Es ist das erstemal, dass er Wein 2 Jahr im Barrique ausgebaut hat. Kaufen können wir den noch nicht, er muss erst in Flaschen abgefüllt werden. Wäre wir 2 Wochen später gekommen, hätten wir schon haben können. Er ist sehr gut, wenn wir das nächste Mal vorbeischauen, müssen wir davon haben. Wir kaufen 1 Karton 2005 gleich zum Trinken in den Ferien und 3 Kartons 2007 zum mit nach Hause nehmen (€ 6.50/Flasche).
Es ist 13.00h. Vom vielen Kosten sind wir ein bisschen „ubriachi“. Wir dürfen auf der Hazienda zu Mittag kochen und auch ein kleines Schläfchen halten. Ich mache ein Spargelrisotto und Pius findet ein lauschiges Plätzchen unter den Olivenbäumen, wo er den Tisch deckt. Die Hausherrin (sie stammt aus dem Nappa Valley) kommt mit der Flasche von der Degustation und sagt: “Ihr habt sie angefangen, ihr könnt sie fertig machen.” Ja, da lassen wir uns nicht 2x bitten.
[attachment=0]
- 0511 Agrillae.JPG
- (172.97
Um 14.00h geht’s weiter. Wir haben noch einen langen Weg vor uns. Ist das da vorne ein Supermarkt. Ja ist es. Wir kaufen ausgiebig ein und dann schnell zurück zur Autobahn. Schnell ?! Hier ist jede Strasse eine Einbahnstrasse, wo wollen die mit uns noch hin?!! Plötzlich kommt uns die Gegend wieder ganz bekannt vor. Wie es scheint sind wir einmal rund um den Orvieto-Felsen gefahren. Nun aber nichts wie auf die Autobahn und Land gewinnen.
Es ist heiss. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Wir staunen nicht schlecht, als plötzlich schneebedeckte Berge auftauchen. Die Berge in den Abruzzen sind tatsächlich 2000 - 2600m hoch.
Langsam möchten wir ein Übernachtungsplätzchen finden. Wir sehen auf der Karte in Sulmona soll es einen Stellplatz haben. Die Stadt ist gelb markiert, sie soll also sehenswert sein, also gehen wir dahin. Die Strasse führt uns durch die Berge. Wir sehen schwindelerregende Dörfer in und auf die Felsklippen hinein gebaut und plötzlich ist da eine unromantische Grossstadt und das soll unser beschauliches Sulmona sein? Wir waren von gestern einfach zu sehr verwöhnt.
Wo ist nun dieser Stellplatz? Im Begleitheft zur Karte ist die Adresse vermerkt, wir sind auf der richtigen Strasse, aber da wo wir durch müssten ist eine Baustelle und jetzt? Eine Hausnummer ist leider nicht vermerkt, nur der Strassennamen, also hilft uns auch unser Navi nicht weiter. Wir fragen nach und eine Italienerin fährt uns voraus und bringt uns hin. Leider wird hier auch gerade gebaut und der Platz ist gar nicht offen. Aber wir sind müde wir stellen uns trotzdem hin. Gemütlichkeit ist anders, aber ruhig ist es. Zum Abendessen gibt es Kotelette und Salat. Das Olivenöl, das wir im Coop in Orvieto gekauft haben, ist super.