Hallo Leute,
seit einigen Tagen lese ich hier (und anderswo) mit. Hier ist es aber subjektiv betrachtet entspannter als anderswo :-) - also wollte ich bei Euch mal "Hallo!" sagen.
Wir, als fünfköpfige Familie zzgl. Hund, suchen einen passenden, gebrauchten Wohnwagen. Ein bisschen gruselt einem ja schon vor der Katze im Sack, die man da generell kauft. Ich denke vor allem an die (extrem informativen und kurzweiligen) Berichte von Tubokurtla. Aber egal, alles irgendwie machbar.
Der von uns favorisierte Grundriss sieht eine Sitzecke/Doppelbett im Heck, sowie im Bug ein abtrennbares "Kinderzimmer" mit Stockbett und einer umbaubaren 2er-Stitzgruppe vor. Dieser Grundriss scheint eher selten zu sein und wurde gefühlt nur von ca. 1992 bis ca. 2006 angeboten. Uns schwebt ein Budget zwischen 4.000,- und 6.000,- EUR für einen reisefertigen WW vor. Zwangsläufig landen wir da bei WWs von Mitte der 90er.
Die üblichen virtuellen Marktplätze abgeklappert und im Prinzip nur bei Fahrzeugen von Bürstner und Detleffs fündig geworden. Die Detleffs sind i.d.R. eher für eine Klientel entworfen worden, denen Gelsenkirchner Barock bereits zu progressiv erscheint. Gerade die Nasszellen versprühen den Charme der ausgehenden 70er Jahre - mit aparten Braun und Orange, gerne auch mit hautfarbenen oder blassvioletten Applikationen und möglichst großformatigen Mustern an den Wänden. Von den Polsterstoffen will ich gar nicht erst anfangen. Deren Designs sind augenscheinlich nur mit Hilfe illegaler, bewusstseinserweiternder Substanzen, einem Mixer und drei Pötten gleichtöniger Farbe zustande gekommen.
Gestern sind wir (auf massiven Druck der Kinder) das erste Mal im RL losgezogen um uns ein Bild vom Objekt der Begierde zu machen. Wir wollten uns einen 92er Detleffs Camper 530 TK ansehen, dessen Preis noch massiv Luft für eventuell anstehende Restaurierungsarbeiten bot. Der Händler war jetzt nicht einer von der Sorte, bei dem man sich als Gebrauchtwagenkäufer willkommen fühlt. Im Laden liefen drei Angestellte an uns vorbei, zwangen sich ein knappes "Tack!" ab und auch der Chef fühlte sich nicht bemüßigt, sich von seinem Schreibtisch zu erheben. Erst als wir wieder gehen wollten, rührten die sich. Anyway, der WW wurde bereits am Vortag verkauft. Merken: Vor der Abfahrt noch einmal anrufen, denn gerade dieser Grundriss soll max. eine Woche lang bei den Händler stehen, bevor er weg ist.
Wir hatten noch Zeit und Luft, also sind wir zu einem der großen ADAC-Vermieter gefahren. Auf dem Weg dorthin sahen wir am Wegrand das unscheinbare Schild eines kleinen Wohnwagenhändlers, der sich auf EOL-Ersatzteile spezialisiert hat. In die Eisen, Lenkrad rumgerissen. Die hatten leider keinen passenden Wagen, aber das sehr freundliche und offene Gespräch mit den Inhaberehepaar ließ uns doch wieder ein wenig Hoffnung schöpfen, dass man auch als Kunde geschätzt wird, der nicht gerade 60.000,- aufwärts für sein fahrbares Feriendomizil ausgeben kann/will.
Auf dem Gelände des in der Nähe liegenden ADAC-Vermieter wurden wir später in der Gebrauchtwaren-Ecke fündig. Auch hier war das Personal wieder sehr freundlich und entgegenkommen. Geradezu angenehm tiefenentspannt. Wir fanden dort einen Bürstner Amara 560 TK zu einem akzeptablen Preis. Ein in Zahlung genommenes Gefährt aus zweiter Hand. Baujahr 1995. Aussen eher oldfashioned, innen aber halbwegs modern. Da es davon nicht allzuviele im Angebot gibt, sollte klar sein, um welchen es sich handelt. ;-) Irgendwie schräg, wenn ich jetzt hier öffentlich fragen will, was von dem Ding zu halten ist.
Ich gehe mal nicht davon aus, dass wir den ersten WW nehmen, den wir uns angesehen haben. Also poste ich hier meine Fragen zu diesem WW.
Das mache ich in einem gesonderten Thread, da das hier ja nur die Vorstellungsecke ist, richtig?
Ein wenig kam ich beim ADACler schon in's Grübeln. Die hatten auch einen Knaus Deseo. Das ist eine Art "Zelt auf Rädern". Der hatte echt pfiffige und unkonventionelle Details wie zwei Sitzkuben, die als Staufächer dienen, ein Regal als Leiter für das Hochbett oder eine Tür für Fahrräder. Der Gaskasten ist nur eines: ein Gaskasten. Punkt. Naja, warum auch nicht? Gut, gegen das Ambiente wirkt selbst ein Ikea-Regal opulent, ist aber dadurch aber auch erfrischend weit weg vom Biedermeierstyle einiger anderer Anbieter.
Das Ausstellungsstück hatte keine Nasszelle, dafür aber einen Hagelschaden. Wo bekommt man einen quasi neuen WW für nicht mal 11 Kiloeuro? Klar, ein WW für die Asketen unter uns, dafür mit dem Raumgefühl, aber auch der Gemütlichkeit einer Turnhalle. Er bietet jede Menge Raum für Gestaltungswillige und man könnte bequem noch ein Reise- oder Feldbett in das Kinderzimmer stellen. Unbestreitbarer Vorteil dieses Fahrzeuges ist die Tatsache, dass er wohl dicht und neu ist.
In diesem WW sah meine Frau nur leere Ödnis, die sie mit entsprechenden archaischen und gutturalen Lauten ausloten wollte. Sie scheint ein Echoortungssystem zu besitzen. Vor meinem geistigen Auge sah ich aber tausende Möglichkeiten. Mir gefällt der Wagen.
Wir schauen weiter...
Viele Grüße
Michael